Leseprobe

         Liebe Leser

         Hier folgt gleich eine richtig lange Leseprobe aus dem
         Roman „Eichen müssen her! Lias Traum“ (Teil 3). 
         Das Verbreiten, auch in Auszügen, ist nicht gestattet.      
         Viel Spaß wünscht Euch:

        Eure Amanda Gruenschild

Eichen müssen her! Das Dreigestirn

Leseprobe

Gudrun

 

Eines Tages stand sie vor dem Tor des irdischen Waldhauses.
Eine gut durchtrainierte Frau mittleren Alters mit demütigen Augen, namens Gudrun, klopfte immer wieder laut an die Tür.
Im Waldhaus war nicht mehr so viel los, seit Tanja zusammen mit ihrem Gefährten Alex und mehreren anderen auf den Planeten Platana ausgewandert war und dort ein neues Waldhaus errichtet hatte.
Es gab sogar Zeiten, zu denen waren nur noch die Baum-Menschen: Vismateté, Annika, deren junger Setzling Fiona sowie das Pflege-Baum-Kind Weißdornfreund am Platz.
Da diese ausschließlich draußen lebten, stand dann das Haus innen ganz leer.
Tanja war seinerzeit die Erste gewesen, die mit ihrer Familie an diesem so gut geschützten Ort inmitten eines Eichenwaldes, an dem Gudrun gerade um Einlass bat, gewohnt hatte.
Bald jedoch waren Vertreter vieler verschiedener Spezies, wie die Elben, das kleine Volk sowie die Druiden dazugekommen.
Viele Jahre lebten sie an diesem idyllischen Platz auf der Erde und setzten sich als die »Krieger des Lichts« für deren Erhalt mit Haut und Haaren ein.
Tanja war jedoch keine gewöhnliche Erdenfrau.
Sie war ursprünglich durch die Verknüpfung unglücklicher Umstände aus ihrem alten Leben auf dem hoch entwickelten Planeten Aquarius, auf dem sie als dreizehnjähriges Mädchen mit dem Namen Cerafine gelebt hatte, in einer neuen Inkarnation auf der Erde gelandet.
Hier erhielt Cerafine den neuen Namen Tanja.
Lange kämpfte sie mit Inbrunst für die Wälder, das Aufhalten des Klimawandels oder auch den Umweltschutz.
Irgendwann, als genau ums Waldhaus herum einhundert völlig gesunde, alte Eichenbäume rein zu wirtschaftlichen Zwecken gefällt worden waren und Tanja einfach nichts dagegen hatte machen können, entschied sie innerlich, dass sie auf solch einem Planeten nicht mehr weiterleben wollte.
Das Schicksal erfüllte ihr bald diesen Wunsch und so hatte sie, gefolgt von anderen, diesen Ort schon längst in Richtung der Platana verlassen, als Gudrun genau dort nach einer Visionssuche fragen wollte.
Tanja hatte früher im Waldhaus Schwitzhütten und Visionssuchen angeboten.
Diese Rituale hatte sie von ihrem weisen Lehrer Quick Deer, der ein Mann des Lakota-Volkes war, gelernt. Dieser war noch immer auf der Erde und weilte zufällig an jenem Tag im Waldhaus.
Er betrachtete Gudrun gerade mit wachsamen Augen. Es war, als sähe er in die Mitte einer jeden Zelle ihres Körpers.
»Das ist auf alle Fälle eine echte Baumfreundin«, hörte er in seinem Geist leise den Baum-Mann, Vismateté sagen.
Quick Deer nickte bestätigend und bat die wartende Frau freundlich in die geräumige Wohnküche hinein.
Nachdem sie beide Platz genommen hatten, saßen sie sich eine Weile schweigend gegenüber.
Gudrun hatte Glück, Quick Deer hier angetroffen zu haben.
Die meiste Zeit des Jahres war er mit einigen ehemaligen Jahrgangsgeschwistern Tanjas, welche ein ähnliches Schicksal wie diese gehabt hatten, im Land unterwegs, um Vorträge über eine alternative, mit den Bedürfnissen der Natur einhergehende Lebensweise zu halten.
Auf jenen Reisen versuchten sie, die Menschen über den Zustand der Erde zu informieren und ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, nachhaltiger auf dieser zu leben. Sie sprachen auch über die uralten Rituale, die Quick Deer von seinen Ahnen gelernt hatte.
Dazu gehörten unter anderem auch die Schwitzhütte oder die Visionssuche.
Diese Rituale waren ein mächtiges Werkzeug, um Menschen in ein inneres Gleichgewicht zu bringen.
So etwas ist nämlich eine wichtige Voraussetzung, wenn man seine Handlungen von der Liebe lenken lassen möchte.
Daher wurden die Vortragsreisenden niemals müde, jedem interessierten Menschen von den hilfreichen Ritualen zu erzählen.
Denn nur, wenn die echte Liebe die Menschen lenken würde, wäre es möglich, dem Planeten eine wirkliche Überlebenschance zu bieten.
Ansonsten würde früher oder später der Untergang der Erde drohen.
Darin waren sich alle der Gruppe sicher.
Von Tanjas Jahrgangsgeschwistern, die früher elf Personen gewesen waren, waren nur noch fünf auf der Erde übrig.
Die »Herrin des Lichts« hatte den früheren Zauber aufgehoben, der besagte, dass die ehemaligen Bewohner aus Aquarius nur unter bestimmten Umständen am Ende ihres Lebens nach Aquarius heimkehren konnten. Daher durften sich die elf Jahrgangsgeschwister nun entscheiden, ob sie auf der Erde bleiben oder nach Aquarius zurückkehren wollten. Auch der wundervolle neue Planet Platana war eine Option gewesen.
Die »Herrin des Lichts« hatte außerdem allen Bewohnern der Platana angeboten, sich stets aussuchen zu können, auf welchem Planeten sie leben mögen. Pendeln war auch möglich.
Tanja hatte dauerhaft auf der Platana bleiben wollen, sechs der Jahrgangsgeschwister waren nach Aquarius zurückgekehrt und die anderen pendelten zwischen der Erde und der Platana hin und her.
So konnten diese Quick Deer stets auf den Vortragsreisen begleiten.
Atlantus und Akira, Tanjas Söhne sowie deren Partnerinnen, Brenda und Lia, lebten meistens in Portugal, besuchten Tanja jedoch öfter.
Dort lebten auch Finnbar, Lias Zwillingsbruder und dessen Gefährtin Basilika, die eine von Tanjas Jahrgangsgeschwistern war.
In Portugal gab es nämlich noch einen weiteren, viel größeren Stützpunkt der »Krieger des Lichts«.
Dieser wundervolle Ort wurde portugiesisches Bruchtal genannt.
Derzeit waren im alten Waldhaus Quick Deer, Basilika, Finnbar, drei Vertreter des kleinen Volkes sowie noch vier weitere Jahrgangsgeschwister zugegen.
Gudrun nippte still an ihrem Tee und wartete darauf, dass Quick Deer das Wort ergreifen würde.
»Eine Visionssuche möchtest du durchführen?
Warum um alles in der Welt willst du denn diese Entbehrung auf dich nehmen?«, fragte Quick Deer schmunzelnd sein schüchternes Gegenüber.
Während einer Visionssuche ging man vier Tage und vier Nächte, mit nichts weiter als genügend Wasser zum Trinken, einem Schlafsack, einer Isomatte und einer Plane als Regenschutz in die Natur, um dort zu fasten. Man gab viel, konnte daher auch viel zurückbekommen.
Aber ein Spaziergang oder eine Art Urlaub war so etwas keinesfalls.
Im Gegenteil, es konnte zeitweise eine ziemliche Tortur sein.
Gudrun sah überrascht auf.
So hatte sie das noch gar nicht gesehen.
»Ich befinde mich in einer Lebensphase des Umbruchs. Ich suche einen neuen Ort zum Sein und Wirken.
Zum Wald fühle ich mich hingezogen.
Wie sich das aber in mein tägliches Leben integrieren könnte, ist mir im Moment noch schleierhaft.
Ich brauche daher ganz dringend Hilfe!
Durch eine Freundin wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass hier zumindest früher Visionssuchen stattgefunden haben.
Allerdings konnte ich keine aktuellen Termine mehr im Internet finden?«
Ihre Stimme hatte am Schluss ein klein wenig ängstlich geklungen.
»Du hast Glück, dass du uns gerade hier antriffst.
Meine Schülerin Tanja, die früher hier die Seminare geleitet hatte, lebt nun an einem anderen Ort.
Aber ich könnte dich auch bei deiner Suche unterstützen.«
Gudrun atmete hörbar auf.
»Wann kann es denn losgehen?«, fragte sie ein klein wenig atemlos.
»Ich würde sagen, komm morgen erst mal richtig an und ich zeige dir einen Platz im Wald.
Übermorgen nach dem Mittagessen kannst du dann herausgehen.
Ich rufe dich in vier Tagen zur gleichen Zeit mit der Trommel zurück.
Dann werden wir deine Erlebnisse im Wald während der sogenannten Spiegelung besprechen und sehen, was dir der große Geist an Hinweisen für dein weiteres Leben gegeben hat.«
Gudrun war heilfroh.
Am übernächsten Tag schlug Quick Deer seine Trommel und sandte sie in den Wald hinaus.
Mit dem Klang der Trommel in den Ohren und ihrem Rucksack auf dem Rücken machte sich Gudrun in Richtung ihres Visionssuche-Platzes, den sie gestern schon vorbereitet hatte, auf.
Dort angekommen, schaute sie sich in dem lieblichen Eichenwald um und nahm erst einmal mit den dortigen Spirits Kontakt auf.
Gerne hätte sie etwas Salbei oder Beifuß geräuchert. Quick Deer hatte ihr jedoch den Umgang, selbst mit der kleinsten Flamme, wegen der Waldbrandgefahr strengstens untersagt.
Gudrun fühlte sich an ihrem Platz sofort geborgen.
Sie lehnte sich an eine dicke Eiche und blickte einfach nur so vor sich hin.
Sie lauschte den Geräuschen des Waldes.
Die junge Frau hörte das Säuseln des Windes, der die Blätter der Bäume sacht liebkoste, das Rascheln verschiedener Tiere im trockenen Laub sowie deren Laute.
Gudrun wurde immer ruhiger.
In der Dämmerung döste sie, friedlich an einen Baum gelehnt, ein.
Als sie erwachte, war es im Wald stockdunkel.
Von überallher hörte sie unbekannte Geräusche und lautes Rascheln.
Es war vollkommen finster. Sie konnte ihre Hand vor Augen nicht mehr sehen.
Panik überkam sie.
Ein eisiger Schauder überlief ihren Rücken.
Mit mehreren tiefen Atemzügen versuchte sie sich zu beruhigen und ihr wie verrückt klopfendes Herz zu verlangsamen.
Das gelang auch.
Gudrun nestelte hastig in ihrem Rucksack herum, der ganz dicht neben ihr stand.
Sie fand das Gesuchte recht schnell.
»Im Notfall darfst du in der Nacht auch mal kurz eine Taschenlampe anmachen.
Aber bedenke, dass du dann durch das Licht auch von weit her deutlich zu sehen bist …«
Diese Worte des weisen Lakota-Mannes klangen ihr gerade im Ohr.
Trotzdem schaltete sie die Lampe an, denn sie musste einfach wissen, wer oder was dort im Dickicht so laut herumwuselte.
Als die Taschenlampe jenes Gebüsch, von wo die merkwürdigen Laute gekommen waren, erhellte, funkelten ihr mehrere, scheinbar glühende Augenpaare entgegen.
Sie bewegten sich nicht. Es sah gespenstisch aus. Offenbar dachten die Tiere, zu denen die Augen gehörten, sie seien in der Dunkelheit sicher.
Was waren das für Wesen?
Sie sahen auf den ersten Blick aus wie Katzen.
Aber das konnte nicht sein.
Gudrun erhob sich langsam und hielt nun die Taschenlampe etwas mehr von oben auf die Tiergruppe. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
Das war bloß eine kleine Gruppe von Waschbären, die nach Nahrung suchten.
Gudrun schaltete auf der Stelle die störende Lampe aus und lehnte sich leise wieder an den Baum.
Lächelnd nickte sie wieder ein.
Am nächsten Morgen erwachte sie durch das überlaute Zwitschern einiger vorwitziger Vögel, die schon in der frühesten Morgendämmerung dafür sorgten, dass Gudrun kein Auge mehr schließen konnte.
Die junge Frau erhob sich langsam.
Ihr tat jeder Knochen weh.
Vorsichtig versuchte sie, sich ein wenig zu strecken.
Das war entschieden keine gute Schlafstellung gewesen. Nächste Nacht würde sie sich besser auf ihrer Isomatte in ihren Schlafsack kuscheln.
Das hier würde sie nicht wiederholen.
Suchend sah sie sich um.
Sie war ein wenig irritiert.
Es gab einfach nichts zu tun.
Entsetzen überkam sie. Was sollte sie hier bloß die ganze Zeit machen?
Normalerweise war sie ein fleißiger, stets geschäftiger Mensch.
Ihr Bedürfnis, in Stille zu sitzen, hatte sie eigentlich schon gestern zur Genüge befriedigt.
Das würde hier sicherlich ziemlich langweilig werden. Noch drei Tage! Mein Gott, was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich auf so ein blödes Ritual einzulassen.
Noch dazu kostete das Ganze richtig Geld.
Gudrun war nahe dran, sich unauffällig zu ihrem Auto zu schleichen und still und heimlich abzureisen.
Da fielen ihr plötzlich wieder die Dinge ein, die ihr Quick Deer mit auf den Weg gegeben hatte.
»Du wirst Zweifel haben.
Alles in dir wird versuchen, dich zum Aufgeben zu bewegen.
Das innere, kleine Ego stirbt nicht gerne. Aber genau das wird ihm nach den vier Tagen im Wald drohen.
Daher wird es alles Mögliche tun, um dies zu verhindern. Du musst sehr stark sein, um nicht aufzugeben.
Erinnere dich daran, dass es deine einzige Aufgabe ist, im Wald zu lauschen.
Dabei sollst du alle Erlebnisse „sammeln“, die die Natur dir liefert. Das können Tierbegegnungen sein, Geräusche des Windes …
Eben einfach alles, was die Natur tut und was nicht vom Menschen gemacht ist.
Diese Dinge darfst du auch gerne aufschreiben.
Aber bitte nicht mehr als eine A4-Seite am Tag.
Du sollst ja kein Buch schreiben.
Damit würdest du nämlich durch das andauernde Nachdenken wieder nur dein eigenes Ego füttern und es am Leben halten.
Wir wollen doch, dass du in diesen vier Tagen tiefer gehst als je zuvor.
Jenseits des Egos ist die Antwort. Also viel Glück und sei stark!«
Gudrun lief langsam im Kreis um ihre Eiche herum.
Sie dachte nach.
»Na gut, ich gebe mir nochmals 24 Stunden hier, dann sehe ich weiter.
Abreisen könnte ich dann immer noch«, sprach sie leise zu sich selbst.
Sie nahm ihr kleines Notizbuch hervor, lehnte sich erneut an den Baum und trug die ganzen Tiererlebnisse, angefangen von den Geräuschen, der Begegnung mit den Waschbären sowie das Vogelgezwitscher ein.
Dann entschied sie sich auch noch für einen Stichpunkt, der ihre Zweifel festhalten sollte.
Sie legte das Büchlein weg.
So und nun an die Arbeit.
Lauschen, das war angesagt. Sie lächelte.
Am dritten Tag war Gudrun noch immer im Wald. Abends hatte sie zum ersten Mal richtig Hunger.
Sie verbot es sich selbst, andauernd an ihre Lieblingsgerichte zu denken.
Dass dies nicht hilfreich wäre, hätte ihr Quick Deer gar nicht erst sagen müssen.
Trotzdem war sie ganz schön genervt.
Sie erinnerte sich gehört zu haben, dass die letzte Nacht »Die Nacht der langen Schatten« genannt wurde und bei vielen Visionssuchenden nochmals richtig hart werden würde.
»Na prima, so ein Mist.
Wenn ich doch bloß zu Hause geblieben wäre«, sprach sie zu sich selbst, blieb aber, wo sie war.
Sie trank eine Menge Wasser, um ihr Hungergefühl zu betäuben und kuschelte sich anschließend in ihren Schlafsack.
Mit pochendem Herzen erwartete sie die letzte Nacht, mit allem, was da wohl noch so passieren konnte.
Am nächsten Morgen wurde Gudrun von einer zarten Melodie geweckt.
Sie fühlte sich frisch, stark, innerlich aufgeräumt und wie jeden Morgen gar nicht mehr hungrig.
Moment mal, war es schon der Morgen des vierten Tages?
»Die Nacht der langen Schatten« hatte nichts als einen erholsamen Schlaf gebracht?
Komisch. Sie erhob sich langsam.
Von wo kam nur diese liebliche Melodie?
Gudrun lauschte aufmerksam und wandte sich dann entschieden nach links.
Sie wurde regelrecht von einem sehr alten Eichenbaum angezogen.
Dieser lag zwar außerhalb des Bereiches, in dem sie eigentlich während ihrer Suche hätte bleiben sollen. Aber diese Regel war ihr jetzt vollkommen egal.
Regeln sind dazu da, dass sie auch gelegentlich gebrochen werden müssen, dachte Gudrun im Stillen.
Sie hatte daher keinerlei Gewissensbisse, als sie den heiligen Kreis ihres Visionssuche-Platzes überschritt. Wusste sie doch, dass dies absolut richtig war.
Die junge Frau wunderte sich nur, dass ihr diese mächtige Eiche, von wo die liebliche Klangfolge zu kommen schien, nicht schon früher aufgefallen war.
Es konnte ja wohl kaum sein, dass diese jetzt erst hier aufgetaucht war, oder etwa doch?
Unwirsch schob Gudrun diesen scheinbar absurden Gedanken beiseite.
Je näher sie der Eiche kam, sie hatte den Eindruck, dass diese definitiv weiblich war, desto lauter wurde die wundersame Melodie.
Als sie an dem beeindruckenden, alten Baum angekommen war, durchdrang das zauberhafte Lied wie heilende Medizin jede Zelle ihres Körpers.
Langsam ließ sich die junge Frau am Stamme der alten Eiche nieder.
Dann kam, wie der Blitz, die Vision.
Sie enthielt eine heilige Botschaft.
Die Informationen wurden ihr lautlos direkt in ihr Bewusstsein übermittelt.

»Das Lied der Erde ist stärker als ihre Wunden.
Ihr Herzschlag ist mächtig und weise.
Mein Name ist „Die wilde Hilde“.
Ich bin ab jetzt deine Verbündete.
Du findest mich überall im Wald, wenn du die Melodie leise vor dich hin summst, egal ob hörbar oder im Geist. Dann werde ich dir als diese alte Eiche erscheinen, real oder in deinem Geist, je nachdem.
Du bist die Frau der Liebe, diejenige, die Fülle in der Leere erschafft und umgekehrt.
Du bist die, die durch Licht die Natur heilen kann. Vertraue auf deine Fähigkeiten!
Es werden kleine Dinge sein, die du tun wirst.
Doch die kleinsten Dinge können einmal die sein, die als einzige das Große noch bewegen können.
Tu die Dinge mit Hingabe und schenkender Liebe.
Bedenke, selbst das, was stirbt, hat Wert und auch das kleinste Unsichtbare ist ein wertvoller Teil der Schöpfung.
Auch ein Lichtkind braucht Schatten, so bleibt es am Boden verbunden mit der Erde in der Menschenhülle.«

Gudrun blieb noch eine Weile an dem Baum sitzen.
Sie ließ diese Informationen tief in sich sinken.
Mit geschlossenen Augenlidern rollte sie ihre Augäpfel immer wieder hin und her, denn sie wusste auf einmal, dass dies dabei sehr hilfreich wäre.
Nach langer Zeit stand sie auf und trug die Worte dieser Vision dankbar in ihr Notizbuch ein.
In der linken Hand hielt sie eine Eichel, welche sich dort plötzlich, nachdem der Baum verstummt war, materialisiert hatte.
Sie beschloss, diese zu Hause zunächst in einen kleinen Blumentopf einzupflanzen.
Als sie nochmals in Richtung der mächtigen Eiche blickte, verschmolz »Die wilde Hilde« immer mehr mit der Umgebung, bis sie schließlich ganz verschwunden war.
Gudrun war nicht beunruhigt.
Sie wusste ja, wie sie sie wieder rufen konnte, wenn es nötig war.
Die Visionssuchende war so entspannt, wie nie zuvor in ihrem Leben.
Sie lehnte einfach reglos und erfüllt an einem Baum.
Gudrun suchte nichts, sie brauchte nichts.
Es war alles da und würde auch immer da sein.
Als sie nach einiger Zeit die Trommel ertönen hörte, packte sie langsam ihre wenigen Dinge zusammen.
Mit dem Rucksack bepackt, machte sie sich alsbald in Richtung der Trommel auf.
Quick Deer hatte sofort erkannt, dass etwas Bedeutsames mit Gudrun passiert sein musste.
Sie war von einem hellen Strahlen umgeben.
Im Waldhaus angekommen, reichte er ihr ein großes Glas mit frisch gepresstem Orangensaft, damit sie das Fasten brechen konnte.
Er wartete still.
Nachdem die junge Frau im Bad gewesen war, fand die Spiegelung statt.
Gudrun erzählte der Reihe nach von ihren Erlebnissen im Wald.
Irgendwie war sie gar nicht neugierig, was Quick Deer für eine Antwort aus dem Gehörten formulieren würde.
Sie war so voller Vertrauen, dass ihr alles recht war, was jemals kommen würde.
Nach eine Weile sprach Quick Deer:
»Hiermit lade ich dich herzlich ein, das Waldhaus und das Land darum zu hüten.
Alex wird froh sein, dass sich so eine würdige Nachfolgerin für seinen Garten gefunden hat.
Du kannst hier wohnen, wenn du es magst.«
Dann erzählte er der staunenden Frau die ganze ungewöhnliche Geschichte aller »Krieger des Lichts«.
Gudrun fühlte sich reich beschenkt durch dessen Vertrauen, den neuen Platz, an dem sie wirken sowie wohnen durfte, und die wundervolle Aufgabe, die nun ihrer harrte.
Sie jedenfalls gedachte, diese so gut wie möglich auszufüllen.
Als Erstes pflanzte sie die Eichel ein und brachte das kleine Töpfchen anschließend in das Gewächshaus des zauberhaften Gartens.

 

Die große Diskussion

 

Tanja las Guidos Aufsatz während der nächsten Versammlung der Krieger des Lichts nochmals vor.
Als sie geendet hatte, trat eine längere Stille ein.
Als Erster meldete sich Karlao zu Wort:
»Ich finde das Ganze eine prima Idee. Ich wüsste auch schon, wohin wir die einzelnen Zankäpfel und die Umweltsünder für ihre Umerziehung bringen könnten …«
Er verstummte abrupt, als er Soholits weit hochgezogenen Augenbrauen wahrnahm.
Dieser äußerte sich nun ebenfalls:
»Das sind wirklich sehr interessante Ansätze, aber meiner Meinung nach ist es völlig inakzeptabel, so vorzugehen.
Wie seht ihr das?«
Einer nach dem anderen meldete sich zu Wort.
Stundenlang wurden Wortmeldungen zu Guidos Aufsatz vorgetragen.
Selbstverständlich wurden dessen Arbeit, die hervorragenden Einfälle und sein guter Wille gewürdigt.
Jedoch gebilligt wurde seine Idee von niemandem, ausgenommen von Karlao.
Dieser machte immer wieder einen Versuch, dafür zu sprechen.
Im Prinzip hatte außer dem Osiriaten jedoch keiner eine andere Meinung als Soholit.
Somit wurde jener von den anderen kurzerhand überstimmt.
Man beschloss, Guido zu einem gemeinsamen Spaziergang einzuladen, ihm für seine »exzellente Arbeit« zu danken, ihm aber dann klarzumachen, dass es besser wäre, sich nicht auf diese Weise auf einem unterentwickelten Planeten einzumischen.
Bei dem Ausflug waren außer Guido auch noch Louis, Magdalena, Soholit sowie Tanja dabei.
Guido reagierte ein wenig niedergeschlagen und sprach dann: »Ich habe ja eigentlich keine andere Entscheidung von euch erwartet.
Aber trotzdem, ein bisschen Hoffnung hatte ich doch. Euch ist ja schon klar, wenn es auf der Erde nicht bald einen geraden Schnitt gibt, dass diese dann als Lebensraum für die heutigen Populationen in Kürze nicht mehr zur Verfügung stehen wird, oder? 
Mit geradem Schnitt meine ich natürlich, dass so eine Kehrtwende nur von der Liebe gelenkt und für die Erde, inklusive aller Spezies, sein darf.
Ein Aufstand von Fanatikern, die nur gegen Krieg und Umweltverschmutzung sind, also nicht für etwas Gutes eintreten, würde auf Dauer keinesfalls helfen. Gegenkräfte nähren immer nur das, wogegen man ist. Kräfte für etwas machen das, wofür man ist, größer … Wie unglaublich schade.
Na ja, einen Versuch war’s ja wert.«
Mit hängenden Schultern verließ Guido die anderen und machte sich, scheinbar ziellos, auf einen eigenen Weg.
Seine Lehrerin und die anderen Erwachsenen ließ er mit einem etwas schlechten Gewissen zurück.
Besonders Tanja fühlte sich hundeelend.
So, als hätte sie gerade ihre eigenen Ideale verraten.
Trotzdem überließ sie Guido nun sich selbst.

Nicht mal zum Fliegen hatte dieser noch Lust.
Irgendwie wurde er den Gedanken nicht los, dass es doch vollkommen nutzlos war, ein Lichtwesen zu sein, wenn man nicht einmal etwas Gutes damit tun durfte.
Nach einiger Zeit langte er auf einer wunderschönen Blumenwiese an.
Von Weiten kam aufgeregt Karlao auf ihn zugerannt.
»Mensch, Guido, hallo. Wie geht’s dir?
Du hast aber einen tollen Aufsatz geschrieben.
Der war wirklich ganz prima.
Ich würde alles sofort in die Tat umsetzen.
Ich wüsste auch schon wie und wo.
Magst du es mal hören?«

 

Möge die Liebe uns stets leiten:

Eure Amanda Gruenschild

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