Leseprobe

         Liebe Leser

         Hier folgt gleich eine richtig lange Leseprobe aus dem
         Roman „Eichen müssen her! Das Dreigestirn“. 
         Das Verbreiten, auch in Auszügen, ist nicht gestattet.      
         Viel Spaß wünscht Euch:

        Eure Amanda Gruenschild

Eichen müssen her! Das Dreigestirn

Leseprobe

Zwei Lehrjahre vergehen wie im Flug – Kapitel 7 –

 

Finnbar übte gerade sehr angestrengt, eine Eidechse in einen Fliegenpilz zu verwandeln, als er von hinten spürte, dass ihm eine große Heuschrecke langsam in den Kragen kroch.
Abrupt drehte er sich um und bekam eine große Ladung Wasser ins Gesicht.
Schallendes Gelächter ertönte. Finnbar befreite sich vorsichtig von der Heuschrecke, hob lässig die Hand und sandte eine überaus starke Windböe in Richtung seiner Schwester Lia.
Diese fand sich überrascht daraufhin auf einem Ast, des in der Nähe stehenden Baumes wieder.
Elegant schwebte sie auf einer eigenen Windböe wieder zur Erde und hatte sich gerade eine weitere Schelmerei für ihren Bruder ausgedacht, als beide Kinder plötzlich von den Ästen der Bäume an den Beinen gepackt wurden.
Hilflos baumelten die Zwillinge mit dem Kopf nach unten etwa 2 Meter über der Erde.
»Wenn sich zwei streiten, dann freut sich der Dritte.«
Lachend kam Soholit, der die Kinder schon eine Weile amüsiert beobachtet hatte, hinter dem Baum hervor.
Er klatschte kurz in die Hände und die Bäume ließen die beiden mehr oder weniger sanft auf den Erdboden fallen.
»Ihr habt in den letzten beiden Jahren wirklich sehr gute Fortschritte gemacht.« Die Kinder freuten sich riesig über das so seltene Lob ihres Lehrers.
Sie strahlten förmlich.
»Ihr beherrscht die Elemente schon recht gut, auch könnt Ihr Tiere dazu bringen, bestimmte Dinge für Euch zu tun.
Das Jahresrad habt Ihr auch gelernt.
Allerdings am Wahrnehmen können wir noch weiter feilen, denn man darf sich nicht so einfach von hinten überrumpeln lassen.
Ich glaube, ich möchte mit Euch eine kleine Zwischenprüfung veranstalten.
Zuerst werdet Ihr Euch dabei einzeln einigen Aufgaben stellen müssen und den zweiten Teil dürft Ihr dann gemeinsam lösen«, Soholit rieb sich, vor Vorfreude lächelnd, die Hände.
 »Nach bestandener Prüfung werden wir uns dann endlich dem Reisen zuwenden.
Wir üben zuerst das Traumwandeln ohne den physischen Körper, danach das astrale Reisen mit demselben.
Das wird wahrscheinlich einige Jahre in Anspruch nehmen, denn das astrale Reisen ist für Menschen sehr schwer zu erlernen, wobei…«, Soholit murmelte etwas, von auch das Blut des kleinen Volkes in sich tragen, leise vor sich hin.
»Wie dem auch sei, weit fortgeschrittener sind dann noch folgende Reisemöglichkeiten und ich weiß wirklich nicht, ob wir je so weit kommen werden.
Aber dennoch…
Etwas schwieriger also ist es, sich auf den Flügeln des Windes und über die Wogen des Wassers blitzschnell und unsichtbar an verschiedenste Teile des Landes zu begeben.
Danach könnte man das Gleiche auch über das Feuer und die Erde versuchen«, klärte er die Kinder auf.
»Ja das geht«, mischte sich Soholit nun in die Sprache des Geistes der Zwillinge, die sich dabei gerade ungläubig angesehen hatten, ein.
»Später könnte man sich auch noch an das erweiterte Element, den leeren Raum heranwagen. Das ist noch sehr viel fortgeschrittener und wird für das Reisen von Planeten zu Planeten über das Weltall gebraucht. Das ist die höchste Form des astralen Reisens überhaupt und es gibt kaum noch Überlieferungen darüber.
Gut, gut, jetzt aber noch einiges zu der morgigen Prüfung«, Soholit lief nachdenklich auf und ab.
Das tat er immer, wenn er mit etwas sehr Wichtigem beschäftigt war. Mit einer Mischung von Freude, Aufgeregtheit, aber auch einer leichten Besorgnis blickten die Kinder ihren Lehrer abwartend an.
»Also folgendes:«, Soholit schien seine Entscheidung offenbar getroffen zu haben, »für heute beenden wir unsere Unterweisungen.
Morgen, am Samstag kommt Ihr wieder hierher, wie gewohnt.
Finnbar wird für die Route, die er für die Prüfung nehmen soll, blaue Bänder an den Bäumen vorfinden.
Lias Bänder werden rot sein.
Ihr werdet dadurch in entgegengesetzten Richtungen verschiedene Stationen durchlaufen, wo Ihr Euer bisher Gelerntes einerseits unter Beweis stellen könnt und andererseits aber auch selbst improvisieren müsst.
Das wird gut«, murmelte er weiter geheimnisvoll lächelnd vor sich hin.
»Irgendwann im Laufe der Prüfung werdet Ihr Euch hoffentlich treffen, denn für die letzte Aufgabe, solltet Ihr besser zu zweit sein.«
Soholit schlug sich lachend auf die Knie.
»Jedenfalls werden sich die roten und die blauen Bänder für die letzte Aufgabe treffen.
Am Sonntag nach der Zwischenprüfung habt Ihr dann Zeit, Euch zu erholen.
Bitte zieht Euch für morgen unbedingt gut gewählte Kleidung an, die für alle Gelegenheiten taugt und bringt auch etwas Proviant, vor allem auch Wasser zum Trinken mit.
Eine Waffe ist definitiv erlaubt, aber nutzt sie weise.
Jeder darf auch eine Art Talisman dabeihaben.
Diesen dürft Ihr vorher so präparieren, wie Ihr möchtet.
Auch dabei lasst bitte äußerste Sorgfalt walten.
Dann also bis morgen, wobei, Ihr werdet mich wahrscheinlich doch erst am Montag wiedersehen.
Ich muss nämlich kurzfristig verreisen.
Es ist zwar bestimmt eine Routine-Angelegenheit, aber ich weiß nicht sicher, ob ich noch bis zu Eurer Prüfung wieder hier sein werde.«
Mit diesen Worten verblasste er wie immer und die Kinder blieben auf einmal, mit noch tausend Fragen im Kopf, ganz allein auf der Waldlichtung zurück.
Sie brauchten noch ein Weilchen, bis sie in der Lage waren, einen vernünftigen Gedanken zu fassen und wieder zu sprechen.
»Ich denke, wir sollten sofort nach Hause gehen und die nötigen Vorbereitungen treffen.
Was er wohl mit dem Talisman meinen könnte und wozu soll der gut sein?«, meinte Finnbar.
Lia verfiel in tiefes Grübeln.
Irgendwann, als sie gar nicht mehr weit von der Burg weg waren und es Zeit wurde, auf getrennten Wegen nach Hause zurückzukehren, sprach sie: »Falls wir einen Talisman aus dem Wald wollen, dann sollten wir den jetzt noch schnell suchen oder hast Du zu Hause etwas Passendes?«, fragend wandte sie Finnbar ihr Gesicht zu.
Finnbar hatte auch die ganze Zeit darüber nachgedacht.
 »Ich bin mir einfach nicht sicher, aber es scheint ja wichtig zu sein.
Ich habe noch keine Ahnung.«
Lia hatte eine Art Geistesblitz, »warte Mal ich versuche etwas.«
Sie streckte die Hand aus und sandte einen stummen Befehl in Richtung Wald.
Plötzlich flog ihr ein Tannenzapfen auf die Hand.
»Ähm, ein Tannenzapfen«, enttäuscht blickte sie auf den kleinen Gegenstand.
 »Ich hatte den Wald um einen Talisman gebeten.«
Finnbar grinste breit, »nun ja, ich glaube, jetzt solltest Du den auch mitnehmen«, leise kichernd und ein ganz klein wenig schadenfroh, schlug er seinen eigenen Weg zur Burg ein.
Er beschloss, obwohl er auch schon daran gedacht hatte, jetzt keineswegs das Gleiche zu probieren, wie seine Schwester, sondern irgendwie anders zu seinem Talisman zu kommen.
Lia drehte den Tannenzapfen ratlos und nachdenklich in der Hand herum und ging dann auch in Richtung der Burg.
Mein Gott, hatte sie schon wieder einen Hunger!
Beide Kinder waren heute sehr nach innen gekehrt und konzentriert mit den Vorbereitungen der Prüfung beschäftigt.
Gott sei Dank fiel das niemandem auf der Burg auf, denn es war gerade die Zeit, das Korn vom Feld zu holen und Groß und Klein hatten damit alle Hände voll zu tun.
Lia und Finnbar hatten schon mit viel Bedacht die Kleidung, das Schuhwerk und die Verpflegung für den morgigen Tag zusammengestellt.
Sie hörten sich sicherheitshalber auch nochmals zu den wichtigsten Themen, die sie gelernt hatten, gegenseitig ab.
»Ob wohl dort wohl so etwas wie Fragebögen sein werden, die wir ausfüllen müssen?«, murmelte Finnbar vor sich hin.
»Ich habe keine Ahnung, ich glaube aber, dass bestimmt auch viel Praxis drankommen wird.
Er hat was von improvisieren gesagt. Du mir ist irgendwie ein bisschen schlecht«, Lia machte ein ziemlich besorgtes Gesicht.
Plötzlich platze es aus Finnbar heraus: »Und ich habe immer noch keinen Talisman. Was soll ich da nur machen?
Hast Du Deinen schon präpariert?« Lia schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, wie.«
»Weißt Du was, ich gehe morgen einfach nicht hin und fertig«, Lia schmiss sich trotzig auf ihr Bett.
»Das wäre eine Möglichkeit«, Finnbar lächelte, »aber ich glaube Dir kein Wort«. Und dann schmiss er ihr ein Kissen an den Kopf.
Die Kinder fingen an, sich so ausgelassen zu balgen, wie schon lange nicht mehr und irgendwann ließen sie sich erschöpft zu Boden fallen.
»Ich weiß, was ich mache, komm mit.« Finnbar rannte zu seiner Kammer und Lia tat es ihm gleich.
Der Junge kramte in seiner Truhe und holte dort von ganz tief am Boden ein aus Holz geschnitztes Tier hervor.
Dieses war früher sein absolutes Lieblingsspielzeug gewesen.
Es war Theo, sein Holz-Eichörchen.
»Das wird mein Talisman sein«, verkündete Finnbar. »Wenigstens passt der zu Deinen Tannenzapfen, oder?«
Sich wiederum vor Lachen krümmend fielen die Kinder auf den Boden und kringelten sich da eine Weile. Sie hatten inzwischen schon richtige Bauchschmerzen vor lauter Lachen.
»So und jetzt müssen wir die Talismane nur noch präparieren, was kann er damit nur gemeint haben?«, Lia war wieder ernst geworden.
Beide sahen ratlos aus.
»Komm, wir gehen jetzt ins Bett, vielleicht fällt uns noch was ein und vielleicht auch nicht.
Mehr, als morgen durchzufallen, kann uns doch nicht passieren, oder?« Ein klein wenig ängstlich hatte diese Äußerung von Finnbar schon geklungen, aber Lia entschloss sich, das einfach zu übergehen.
»Ja, gut, Du hast recht, wir sehen uns dann morgen beim Frühstück, schlaf schön.«
Lia ging in ihre eigene Kammer und damit war dann jeder Zwilling für sich allein und sann noch eine Weile über die Angelegenheit mit dem Talisman nach.
Lia lag jetzt schon recht lange im Bett. Je später es wurde, desto verzweifelter grübelte sie über das Talisman-Problem nach.
Plötzlich überkam sie eine unmenschlich große Sehnsucht nach ihrer Mutter.
Diese Sehnsucht hatte seit dem Abenteuer im Brunnen der Zeit nun auch ein Gesicht, denn sie hatte dort Aoife, ihre Mutter zum ersten Mal erblickt.
Wie gerne hätte sie sich jetzt in die Arme der Mutter geworfen, ihr alles gebeichtet und sie um Rat befragt.
Sicher hätte sie Verständnis gehabt, dass auch Lia, als ein Mädchen, lernen wollte und sie hätte sie bestimmt nicht verraten.
Vielleicht, ja vielleicht hätte sie auch eine Lösung für den Talisman gewusst.
Lias Herz schmerzte immens und eine Träne stahl sich heimlich aus ihrem Augenwinkel.
»Fühlte sich so echte Liebe an?«, sprach sie zu sich selbst.
Lia saß plötzlich kerzengerade in ihrem Bett. Sie erinnerte sich, wiederholt von Soholit gehört zu haben, dass die Liebe die allerstärkste Kraft im Universum sei.
Nichts konnte sich ihr widersetzen, denn sie kämpfte nicht.
Sie liebte einfach alles und jeden.
Dem konnte niemand widerstehen.
Das musste die Lösung sein.
Sie wollte den Zapfen mit aller Liebe tränken, die sie aufbringen konnte. Sie hielt den Tannenzapfen ganz dicht an ihr Herz und ließ alle Liebe, die sie in sich finden konnte, auf den Talisman überfließen. Dann sprach sie zu den 5 Elementen und wandte sich zuletzt noch an das Universum, dass alle verfügbare Liebe dem Talisman zu eigen werden sollte.
Sie wartete noch eine Weile und dann sank sie dankbar in ihre Kissen. Im Traum sah sie das Gesicht Ihrer Mutter Aoife, welche ihr freundlich und ermutigend zunickte- ein schöner Traum.
Auch Finnbar lag noch lange schlaflos in seiner Kammer.
Er zerbrach sich wieder und wieder den Kopf, über die Aufgabe mit dem Präparieren des Talismans.
Er hielt Theo in der Hand und erinnerte sich, wie lieb er das Spielzeug in frühen Kindertagen gehabt hatte und wie sehr er sich immer gewünscht hatte, Theo möge lebendig und sein bester Freund sein.
Nun kam auch ihm die erlösende Idee.
Er setze sich auf und rief die 5 Elemente, die Tier- und Pflanzenwelt und alle anderen Wesen des Universums auf, echtes Leben in Theo fließen zu lassen.
Dann schlief auch er, noch mit seinem Eichhörnchen auf der Brust, endlich ein.
Er träumte, wie er mit Theo, welches jetzt ein richtiges, lebendiges Tier war, auf den Bäumen herumkletterte.
Ein glückliches Lächeln breitete sich auf seinem schlafenden Gesicht aus.
Am nächsten Morgen ging alles ganz schnell.
Sie aßen und tranken ausgiebig und Finnbar machte sich als Erster auf den Weg zum Wald.
Tief versteckt in seinem Rucksack steckte neben einem Kurzschwert auch Theo, das Holz-Eichhörnchen.
Lia hatte gestern auf dem Heimweg viele Steinpilze gesehen und sich davon einen ziemlich großen Pilz mitgenommen.
Herta, wie Lia genau wusste, liebte diese Pilze über alles. Das Mädchen hatte der Köchin den Pilz ganz unschuldig gezeigt und gefragt, ob das wohl ein Steinpilz sei.
»Ja, das ist einer und das ist wirklich ein ganz besonders schöner.
Wo hast Du den denn gefunden?«, fragte Herta.
 »Ich war gestern recht tief im Wald und dort waren noch ganz viele genau solche. Wenn Du möchtest, dann gehe ich sie heute holen und Du kannst sie für das Abendessen zubereiten.«
 Und schon hatte Lia ihr Alibi und noch dazu eine tolle weitere Wegzehrung, die Herta ihr jetzt vorsorglich einpackte, für sich organisiert.
Nun machte sich auch Lia auf den Weg und an der vereinbarten Weggabelung, außerhalb der Sichtweite der Burg und deren Wachring, wartete schon ihr Bruder.
»Hast Du eine Waffe dabei, Lia?«, fragte Finnbar.
»Ehrlich gesagt nicht, ich wüsste nicht, wofür ich eine brauchen sollte.
Ich verlasse mich lieber auf die Instinkte einer Frau«, entgegnete sie mit einem Augenzwinkern.
Finnbar, der so etwas schon erwartet hatte, streckte Lia einen guten Holzstock entgegen.
»Hier, bitte schön, den habe ich unterwegs für Dich gefunden. Nimm ihn einfach an Dich, nur für alle Fälle.«
Lia nahm den Stock Finnbar zuliebe an, wusste aber nicht, wofür dieser gut sein sollte.
»Na dann, wollen wir mal«, sagte Finnbar und ging mutig voran in Richtung der üblichen Waldlichtung.

 

Die Zwischenprüfung – Kapitel 8 –

 

… Lia hatte ebenfalls eine ähnliche Aufgabe mit einem, im Fischernetz gefangenen Fisch erlebt und war nun auch auf dem Weg der roten und blauen Bänder.
Endlich sahen sich die Kinder und liefen sich glücklich entgegen.
Sie tauschten kurz, mit vor Aufregung geröteten Wangen, die letzten Erlebnisse aus und machten sich dann aber schnell gemeinsam auf den weiteren Weg.
Die gemischten Bänder endeten an einem Teich.
Dessen Wasser war recht undurchsichtig und ziemlich trübe.
Die Kinder, die hier noch niemals zuvor gewesen waren, gingen einmal um das Gewässer herum und versuchten herauszufinden, was es hier wohl für sie als nächste Aufgabe zu tun gab.
Plötzlich wurde es ganz fürchterlich kalt und ein heftiger Wind kam auf. Das Wasser des Teichs fror auf der Stelle zu und eine starke Windböe trieb Finnbars Hut mitten auf das Eis.
Lia und Finnbar liefen in die Mitte des zugefrorenen Teichs, um den Hut zurückzuholen.
Dann geschah zunächst einmal zweierlei:
Erstens bildete sich am äußeren Rand des Teichs ein hoher und mächtiger Feuerring, der es Kindern unmöglich machte, wieder an Land zu kommen und zweitens begann das Eis des Teichs von außen jetzt, durch das heiße Feuer nach innen hin, immer weiter zu schmelzen.
Die Kinder standen mit vor Angst weit aufgerissenen Augen dicht aneinander gedrängt in der Mitte des Gewässers.
Das war irgendwie eine ganz andere Hausnummer als die Aufgaben von davor.
»Finnbar, um Himmels Willen, was ist das denn?«, schrie Lia plötzlich und wies mit dem Finger auf ein Wesen, das langsam aus den Tiefen des trüben Teichs genau dort auftauchte, wo das Eis schon geschmolzen war.
Finnbar traute seinen Augen nicht. »Das kann doch unmöglich wahr sein, das hier ist doch nur eine einfache Zwischenprüfung.
Soholit würde uns doch nie einer solchen Gefahr aussetzen.«
»Vielleicht ist es nur eine optische Täuschung«, wandte Lia ein, glaubte aber selbst nicht an das, was sie gerade gesagt hatte.
Zu echt und auch extrem bedrohlich wirkte die ganze Situation.
Lia stellten sich die Nackenhaare auf.
Aus dem Wasser erhob sich nun ein schrecklicher Kopf, der offenbar zu einer Art gigantischem Seeungeheuer oder Drache gehörte.
Das Ungeheuer blickte sich suchend um und als es die Kinder ausgemacht hatte, spie es einen riesigen Feuerstrahl in Richtung der Zwillinge. Dieser verfehlte die beiden nur um Haaresbreite.
Lia fing an zu schreien: »Soholit, wo bist Du, wir geben auf, hilf uns. Hilfe!!«
Es kam keine Antwort.
»Lia, hier stimmt etwas nicht, das passt nicht zu einer Prüfung.
Wir müssen sofort von hier weg. Irgendetwas Unvorhergesehenes ist passiert.«
Hektisch sah Finnbar sich in allen Richtungen nach einem Ausweg um.
Rings um den Teich loderte das riesige Feuer, also blieb nur die Flucht nach oben.
Finnbar wandte seinen Blick in diese Richtung und entdeckte zu seinem Entsetzen, dass sich inzwischen über dem ganzen Teich eine Art milchig-undurchdringliche Glocke gebildet hatte, die den Teich, inklusive dem Feuer zu einer Art, auch nach oben abgeschlossenem Arial werden ließ. Sie waren gefangen.
»Ich glaube, wir müssen kämpfen«, schrie Finnbar panisch.
Wieder kam eine Feuersbrunst auf die Kinder zu.
Hätte Finnbar Lia nicht im letzten Moment weggerissen, wäre sie jetzt tot und verbrannt gewesen.
Lias Herz pochte bis an die Schläfen, sie versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, hatte aber durch den Schock einen totalen Blackout. Sie stand da, wie erstarrt.
»Lia, reiß Dich zusammen«, Finnbar schüttelte seine Schwester heftig. »Mach was gegen das Feuer, damit ich näher herankann.« Er zog sein Schwert.
Lia dachte kurz daran ihren, für alle Fälle mitgenommenen Stock herauszuholen, verwarf diese absurde Idee aber sogleich.
Wie sollte sie etwas gegen das Feuer machen?
Alles Wissen war aus ihrem Kopf wie weggeblasen.
Als das Untier jedoch gerade versuchte, ihren Bruder durch ein weiteres Feuer zu töten, erfasste sie ein so starker Zorn, dass sie nur die Hand heben musste und schon kam statt Feuer aus dem Maul des Ungeheuers nur noch eine Wasserfontäne.
Lia war zurück im Spiel. Sie versuchte, sich die Elemente zu Nutze zu machen.
Zunächst einmal sorgte sie dafür, dass das Eis auf dem sie standen, nicht weiter schmelzen konnte.
Gegen den äußeren Feuerring jedoch konnte sie nichts tun.
Dieses Feuer schien, wie nicht von dieser Welt.
Es reagierte nicht, wie das Element Feuer, das Lia kannte.
Daher verschwendete sie keine weiteren Kräfte in diese Richtung, sondern konzentrierte sich einzig und allein darauf, das Leben ihres Bruders zu schützen, während er mit dem Ungeheuer kämpfte.
Mit dem Mut der Verzweiflung näherte sich Finnbar der Bestie.
Dankbar dachte er an die Nahkampfübungen, die Soholit die Zwillinge wieder und wieder hatte durchführen lassen, obwohl Finnbar sich stets von Neuem dagegen gesträubt hatte.
»Ich werde sowieso nie das Schwert gegen ein anderes Wesen erheben, also was sollen diese dummen Übungen?«, hatte er immer wieder zu sagen gepflegt, wenn Soholit sie zum Kämpfen aufforderte.
»Sage niemals nie«, das waren dann oft dessen Worte gewesen.
Wie recht er hatte, schoss es Finnbar jetzt durch den Kopf.
Je näher Finnbar dem Ungeheuer kam, desto schwerer fiel ihm das Atmen.
Aus dem Maul des Drachen schossen schwefelhaltige Gase und auch der Gestank des ganzen Tierkörpers war schier unerträglich.
Und dann noch die immense Hitze, die aus jeder Zelle des Feindes ausströmte.
Finnbar war binnen kürzester Zeit schweißnass und sein Schwert drohte ihm aus der feuchten Hand zu rutschen.
Lia bemerkte dies und sandte ihm sofort eine kühlende Brise.
Dankbar wagte sich Finnbar nun Schritt für Schritt weiter vor.
Das Feuerspeien hatte Lia durch das Element Wasser verhindern können, aber gegen die spitzen Zähne im Maul des Ungeheuers war sie mit ihrem Können machtlos.
Finnbar hatte geplant, dem Drachen den Kopf mit seinem Schwert abzutrennen.
Dieser tat ihm aber nicht den Gefallen, ihn so dicht heranzulassen.
Wie wild tänzelte er in gebührendem Abstand um Finnbar herum.
Erst jetzt bemerkte Lia, was der Drache vorhatte.
Allein durch seine Körpertemperatur wurde das Eis, welches er berührte, zu Wasser.
Er wollte Finnbar daran hindern, weiter zu kämpfen, indem er ihm buchstäblich den Boden unter den Füßen wegzog.
Da das Untier sowohl an Land, als auch im Wasser gut atmen konnte, wäre es Finnbar in dem Gewässer haushoch überlegen gewesen und hätte ihn dort mit Leichtigkeit töten können.
Lia sprach ein Gebet an die Elemente und schaffte es, die Temperatur direkt über dem schwindenden Eis so weit abzusenken, dass der Untergrund für Finnbar stabil genug zum Kämpfen blieb.
Finnbar war so in den Kampf vertieft, dass er dies gar nicht bemerkte.
Aber der Drache war einen Moment irritiert, weil sein Plan offenbar von dem zweiten Menschenkind durchkreuzt wurde …

Möge die Liebe uns stets leiten:

Eure Amanda Gruenschild

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